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  Anfertigen von Dichtungen.

Oft passiert es dass man beim Teile zerlegen Dichtungen beschädigt oder ganz kaputt macht, meist ist dann Wochenende oder Feiertag und ein Ersatz ist nicht aufzutreiben. Am schlimmsten ist es natürlich  wenn die Dichtungen gar nicht mehr oder nur zu absoluten Horrorpreisen zu besorgen sind. Da hilft oft nur noch das selber anfertigen derselben.

Grundsätzlich: Selbst angefertigte Dichtungen sollten wenn es geht immer aus dem gleichen oder ähnlichen Material wie das Original bestehen. Also nicht unbedingt reine Papierdichtungen an stark hitzeentwickelnden Teilen verwenden z.B. Zylinderkopf, Auspuff etc. es sei denn, es handelt sich um eine Notreparatur.
 -------- Die Besten Dichtungen sind im allgemeinen immer noch die des Original-Herstellers -------

verschiedene Dichtungen
Die Löcher für Schrauben und Bolzen sollten ca. 1mm größer ausgestanzt werden.

Tipp Nr. 1

  Das Anfertigen einer Dichtung
Bauteile, wo der nicht sichtbare innere Teil der Dichtung eher unwichtig ist, oder stehengelassenes Dichtmaterial nicht weiter stört, spannt man direkt mit einer Schraubzwinge oder Grippzange leicht auf das Dichtungsmaterial auf oder beschwert es dementsprechend. Das Material sollte auf einer harten Unterlage rutschfest liegen, anschließend kann der Umriss direkt mit einem Skalpell oder Kartonmesser ausgeschnitten werden. Wenn viele kleinere Rundungen und Kanten vorhanden sind, bietet es sich an den Umriss mit einem feinen spitzen Stift anzureißen und dann grob auszuschneiden. Die Feinheiten können dann z.B. mit einer Nagelschere ausgeschnitten werden.
  • Zerstörte größere Dichtungen z.B. von Motorgehäusen die sich auf dem Dichtungs-Trägermaterial schlecht fixieren lassen, klebe ich mit etwas Lagerfett auf das Papier auf, zeichne sie an und schneide diese anschließend mit einer Bastelschere aus.
    Schraub- und Bolzenlöcher sollten mit einer Lochzange oder einem scharfen Locheisen ausgestanzt werden. Bei besonders dünnen Dichtungen oder extrem schmalen Dichtstegen ist es evtl. besser die Löcher vor dem Ausschneiden der Dichtung einzustanzen, weil sich das Material nicht so stark wellt und verwindet, außerdem ist die Gefahr des "ausreißen's" geringer.
  • Locheisen können leicht selbst gebaut werden, 12-15cm lange Stahlröhrchen (der Innendurchmesser = Lochdurchmesser) werden an einem Ende "provisorisch" gehärtet (mit Gasflamme kirschrot erhitzen und im Altöl abschrecken reicht) das gehärtete Ende wird am Schleifbock mit einer feinen Scheibe rundum im ca. 45 Grad- winkel scharf angeschliffen, dann am Wetzstein etwas abgezogen, fertig. Das Papier auf eine Unterlage aus Holz legen, Locheisen ansetzen und mit gezieltem Schlag eines schweren Hammers das Loch ausstanzen.

Tipp Nr. 2

  Das Aufzeichnen der Form 
Die meiner Meinung nach eleganteste Methode um Dichtungsformen herzustellen funktioniert mittels Computer und Scanner. Einfach das Teil, Gehäusedeckel, Schwimmerkammer o.ä. auf den Scanner legen und 1:1 einscannen. Mit einem geeigneten Bildbearbeitungs-Programm können dann noch Änderungen an der Form bzw. überflüssige Details wegretuschiert werden.
  • Wenn von einer zerstörten Dichtung nur noch Fragmente übriggeblieben sind ist das auch kein Problem. Die übrigen Fragmente mit Tesa-Band auf einem Blatt Papier aufkleben und fixieren und ebenfalls einscannen. Fehlende Teilstücke können vorher mittels feinem Filzstift auf dem Papier, oder nachher mit einem Programm am Monitor ergänzt werden.
    Ideale Scannereinstellung: Strichzeichnung, Schwarzweiß oder 256 Graustufen, hoher Kontrast und ca. 300dpi.

Absoluter Vorteil dieser Methode ist, dass man verschiedenste Dichtungen auf diese Weise auch archivieren kann und wann immer man will auch anderen Leuten zur Verfügung stellen kann. Ein Muster kann jederzeit 1:1 auf Papier ausgedruckt werden und nach dem ausschneiden auch "anprobiert" werden.

Dichtungspapier Die Firma ELRING stellt verschiedenste Sorten von Dichtungspapier her. Leider können die in mehreren Größen lieferbaren Bögen, dort nicht direkt bestellt werden. d.h. man muß sein Glück über den Zu - behörhandel versuchen. Falls uns eine brauchbare Lieferadresse vorliegt, werden wir sie noch bekannt geben.
Im Bild rechts: Didur (temperatur und druckbeständig), Cobritol 302, Coplastic 2 (nachgiebig und elastisch) und Abil (universal 0,25 bis 3mm dick)

Tipp Nr. 3

  Das Anfertigen eines Muster's
Falls ein Computer mit Drucker vorhanden ist, braucht man die eingescannten und bearbeiteten Vorlagen nur auszudrucken. Wenn sie noch einen älteren Drucker besitzen der Papier von ca. 150-300g/qm einziehen kann ist ein Ausdrucken direkt auf  Dichtpapier möglich. Einfach das Papier auf A4 oder A3 schneiden und die Umrisse ausdrucken, auschneiden, fertig. Bei mir funktioniert das mit einem uralten HP Deskjet für 20 DM prima!
  • Falls kein Computer mit Scanner vorhanden ist kann man auch die sauber gereinigten Teile in einen Copy-Shop mitnehmen und die Dichtfläche oder das übriggebliebene Dichtungspuzzle fotokopieren um so wenigstens die Umrisse als Vorlage zu Papier bringen. Die ausgeschnittene Kopie kann als Muster verwendet werden.
    Oft sind gute Kopierer aber mit einem separaten Blatteinzug versehen wo man dickere Druckmedien einlegen kann. Normales Dichtungspapier hat ca. 150 bis 300g/qm, im Idealfall kann direkt auf das Dichtungsmaterial "kopiert" werden. Anschließend nur noch ausschneiden und fertig.

Tipp Nr. 4

   Spezielle Notreparaturen
Dichtungen die mit sehr heißen Motorteilen direkt in Berührung kommen werden häufig beschichtet um nicht so schnell zu verbrennen oder anzukleben. Für Notreparaturen und bei Dichtungen die nicht mehr zu bekommen sind, lohnt sich oft eine Improvisation. 
  • Relativ einfach herzustellen sind Grafitierte Dichtungen, man nehme Grafitpulver (wird zum schmieren von Schlößern verwendet) aus dem Baumarkt und reibe das Papier und evtl. beide Dichtflächen dick und kräftig ein. Zur Not tut's auch ein dicker weicher Bleistift mit dem das Papier "bemalt" wird.
  • Gegen Hitze am Auspuff oder Zylinderkopf  hilft auch Kupferpaste aus dem Zubehörhandel. Die Dichtung wird beidseitig satt mit der Kupferpaste eingeschmiert und sofort montiert. In der Regel müssen solche Improvisationen allerdings öfters ausgewechselt werde. Allemal besser als gar nicht fahren, oder?
  • Auspuffdichtungen aus Papier können auch beidseitig mit Haushalts-Aluminiumfolie beklebt werden um größerer Hitze stand zu halten. Bei Zylinderkopfdichtungen sollte nur grafitiertes Papier verwendet werden. Außerdem sollte die Innenkante der Dichtung zur Zylinderbohrung hin mit Alufolie kaschiert werden und mindestens 5mm nach außen auf die Dichtfläche überlappen (am besten mit Kupferpaste ankleben).
  • Fast jede Dichtung kann mit Silikon aus dem Baumarkt wieder benutzt werden. Silikon ist ausreichend Druckstabil und Hitzefest. Dichtung beidseitig dünn mit Silikon bestreichen, sofort montieren und mit ca. 30-40% des vorgeschriebenen Drehmoments festziehen. Nach der Ablüftzeit, je nach Dicke der Silikon- schicht mit dem End-Drehmoment festziehen. Achtung: Bei größeren Planen Flächen wird ein Trennen und Säubern der Teile beim Zerlegen ein Alptraum.

Tipp Nr. 5

  Kuriose Ideen (1)
Nahezu unglaublich klingt diese Lösung. 
  • Jeder kennt sogenannte Tetra-Pack's, darin wird eigentlich fast alles flüssige verpackt, O-Saft, Milch etc. Dabei handelt es sich schlichtweg um ALU-kaschierte und mit Schutzfolie beidseitig überzogene Pappe die sich im gewissen Maß auch hervorragend als Dichtungsmaterial eignet.
    Einfach einen Tetra-Pack auftrennen und von Milch und Kaba-Resten säubern, anschließend können daraus astreine Dichtungen gefertigt werden. Besonders für "trockene" Teile (Zündungsdeckel etc.) bestens geeignet.

Tipp Nr. 6

  Metall - Dichtungen
Dichtungen aus ALU können meist mehrfach verwendet werden, insofern sie nicht total komprimiert sind.
Kupferdichtungen können teilweise durch "ausglühen" wieder fit gemacht werden. Einfach die Dichtung mit einer Gasflamme hellrot-glühend anwärmen und sofort im kalten Wasser abschrecken. Dadurch wird sie weich und ist wieder formbar.